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short text 2 : Junker Schlaf by Nicolas Pelzer

Künstler: Nicolas Pelzer

Titel: “Junker Schlaf“

Ort: Kameradschaftshaus

Beschreibung: Die Installation besteht aus mehreren Skulpturen und einem Audiotrack. Die Skulpturen bestehen aus lackierten Holzlatten, die jeweils eine einfache Dreibeinkonstruktion bilden und auf denen sich teilweise mit Stoff bespannte Kreisformen befinden. Über die aufgestellten Lautsprecher ist der nachbearbeitete Klang einer Harfe zu hören (mitproduziert von Beatrice Martini).
Die ortsbezogene Installation geht auf den geschichtlichen Hintergrund des Kameradschaftshauses ein, das sowohl in der NS Zeit als auch in dem Zeitraum der Belgischen Nutzung als Schlafraum für männliche Junker bzw. Soldaten genutzt wurde.

CfPP / Bringt eure Bücher – Aktion by thonbeuse (extended)

“Im Frühjahr 1933 wurde bereits mit der sogenannten “Aktion wider den undeutschen Geist” begonnen, die vor allem der Deutschen Studentenschaft (DST) durchgeführt wurde. Den vorläufigen Höhepunkt dieser Aktionen bildeten die sogenannten Büpcherverbrennungen auf öffentlichen Plätzen in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 1933.

Diese sichtbaren Symbole einer repressiven Kulturpolitik waren ein inszenatorisches, ein mediales Mittel um einen langanhaltenden und durchgreifenden Prozess zur Umstrukturierung der Bibliotheken, der Universitäten, der Kulturinstitutionen und anderer Bildungseinrichtungen durchzuführen.

Die KünstlerInnen Christine S. Thon und Lars H. Beuse (Duo “thonbeuse”) möchten sich durch ein lebendiges und prozesshaft angelegtes Kunstereignis mit diesen historischen Begebenheiten beschäftigen, und allen interessierten Menschen die Gelegenheit geben Teil dieses Erinnerungsprozesses zu werden, aber auch zu erforschen in wie weit diese Entwicklungen bis heute nachwirken. In der Zeit vom 29.09.- 02.10.2009 zwischen 14:00 und 18:00 Uhr nehmen die KünstlerInnen deshalb an ihrer “BüchersammelstellePhilosophikum, Uni Köln, im Bereich des Haupeingangs, Bücher von Autoren die sich auf der sogenannten “Liste I Schöne Literatur” befanden entgegen. Diese Liste liegt an der “Büchersammelstelle” aus.

Die Bücher werdern in einem Karteikartenkasten erfasst. SpenderIn und die sonstigen Daten des Buches werden aufgenommen. Zwischen dem 16. und 18. Oktober 2009 finden in der ehemaliegen NS – “Ordensburg” Vogelsang, dem heutigen vogelsang ip künstlerische Interventionen statt – Student/innen der Kunsthochschule für Medien, Köln präsentieren eine künstlerische Erkundung rund um die Architektur der ehemaliegen NS-“Ordensburg” Vogelsang/Eifel.

Im Rahmen der Vogelsang Interventionen 2009 möchten “thonbeuse” die Bücher in ihre multimediale Performance/Skulptur :;asche:; integrieren, nachdem sie von Köln nach vogelsang ip transportiert wurden. ”

live online http://www.thonbeuse.com/livesurveillance.html

Wegen des positiven Feedbacks werden thonbeuse weiterhin Bücher (bis zum 29.09.2010) von “Liste 1 Schöne Literatur” entgegennehmen.
Alle, die Bücher von diese Liste spenden möchten, können diese an folgender Annahmestelle abgeben:

Institut für Linguistik
Meister-Eckhard-Straße 7
5. Stock
(bitte klingeln)
oder in die Annahmebox vor der Tür legen.

Dokumentation der Aktion unter http://www.thonbeuse.com/reaction-bringt-eure-becher.html

short text : 1944 by Daniel Ansorge

“1944”, Video, Daniel Ansorge

Die stärkste Erinnerung eines Mannes, der Vogelsang 1944 sah:
“Es wurden zu diesem Zeitpunkt des Krieges auf der Ordensbug zum Frühstück immer noch drei verschiedene Sorten Brot gereicht, während die Leute in der Umgebung am verhungern waren.”
Das Video zeigt das Backen von drei verschiedenen Broten.
Die drei Leiber werden an die Leute verteilt werden, die die frühere Ordensburg im October 2009 besuchen werden.

“1944”, Video, Daniel Ansorge

The strongest remembrance of a man who saw Vogelsang in 1944:
“There were still three different kinds of bread being served at breakfast at the Ordensburg at this point of the war, while the people in the area were starving.”
The video shows the baking of three different kinds of bread.
The three loaves will be given away to the the people that come to visit the former Ordensburg in October 2009.

short text : Junker Schlaf by Nicolas Pelzer

Nicolas Pelzer (Junker Schlaf) Installation
im Kameradschaftshaus Nr. 5

Die Installation besteht aus mehreren Skulpturen und einem über Lautsprecher hörbaren Audiotrack. Die Skulpturen bilden eine einfache statische Dreibeinkonstruktion aus Holzlatten, auf denen sich mit Gitterstoff bespannte Kreisformen befinden, deren Farbigkeit und Volumen unterschiedlich ist. Über die im Raum befindlichen Lautsprecher ist der Klang einer Harfe (eingespielt von Beatrice Martini) zu hören.

CfPP / The Vogelsang Intervention / ruiniert in transit

Shuttle Bus Kall - Vogelsang

Die Vergangenheit ist kein entfernter Ort, der unbeweglich und still auf Besucher wartet. Sie ist eher etwas, was jetzt passiert: eine Landschaft im Bau. Die Bustouren ruiniert in transit laden das Publikum zu einem mobilen Landschaftserlebnis in der exotischen Eifel ein, auf dem Weg zur ehemaligen NS-“Ordensburg“ Vogelsang zu fragen, was zum Bild einer Landschaft, was zur Geschichte eines Ortes gehört.

Die zwei Bustouren sind ein Projekt von Aino Korvensyrjä im Rahmen der Vogelsang Intervention 2009, eine künstlerische Erkundung des Center for Public Practice (CfPP) der Kunsthochschule für Medien Köln, die vom 16. bis zum 18. Oktober auf dem Gelände Vogelsang stattfindet. Am Samstag 17.10.09 und Sonntag 18.10.09 bieten die Touren einen erweiterten Zugang zu Vogelsang an. Die Besucher werden zu den Ruinen von ehemaligen Asylbewerberunterkünften in der Umgebung des Geländes geführt (17.10.09 Kall-Golbach; 18.10.09 Mechernich-Satzvey).

ruiniert in transit 1
Samstag 17.10.09 rundfahrt

12.35 vogelsang adlerhof
13.00 kall bahnhof *
13.05 kall golbach
13.35 abfahrt kall golbach
13.40 kall bahnhof
14.05 vogelsang adlerhof
* zum Zusteigen von RB 11115, Ankunft: Kall Bahnhof um 12.51, Abfahft: Köln Hbf um 11.46.

ruiniert in transit 2
Sonntag 18.10.09

hinfahrt
11.30 kunsthochschule für medien köln, filzengraben 2
11.40 humanwissenschaftliche fakultät, universität köln, frangenheimstrasse 4
12.40 mechernich satzvey
13.10 abfahrt mechernich satzvey
13.55 vogelsang adlerhof
rückfahrt
18.00 abfahrt vogelsang adlerhof **
19.20 uni köln, frangenheimstrasse 4
19.30 khm, filzengraben 2
** Frühere Rückfahrt möglich mit Nationalpark Shuttle SB82 15.05 h, 16.05 h , 17.05 h ab Adlerhof nach Kall Bahnhof (kostenlos).

Die Teilnahme an den Touren ist kostenlos. Für ruiniert in transit am Sonntag 18.10.09 ist eine Voranmeldung bis zum 15.10.09 erforderlich (Email: presse [at] khm [dot] de, Tel: 0221 20189135, Juliane Kuhn). Es gibt 31 Plätze im Bus. Die Touren werden auf Video dokumentiert.

Die Touren sind produziert in Zusammenarbeit mit Regionalverkehr Köln (RVK). ruiniert in transit 2 ist realisiert mit der Unterstützung von »school is open« BildungsRaumProjekt Universität Köln.

CfPP / :asche: by Christine Thon & Lars Beuse

Christine S. Thon und Lars H. Beuse zeigen ihre multimediale Performance
und Skulptur :asche:.
Verborgene Räume, Schreinerei, Meisterbude

:asche:

In einem mehrwöchigen Arbeitsprozess haben sie sich mit der vorgefundenen
Architektur und den historischen Bedingungen des Ortes beschäftigt.
Im Rahmen dieser Auseinandersetzung haben Thon und Beuse Räumlichkeiten verändert,
haben direkt in die Architekturbestandteile vor Ort eingegriffen.
Ergebnis ist eine temporäre und bespielbare Raum-in-Raum Skulptur,
eine künstlerische Position, die sich ausgehend von den
Bücherverboten und Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten
mit der Architektur von Herrschaft, Elite, Bildung und Exil auseinandersetzt.

The performance :asche: by ThonBeuse will take place:

* 16.10.09 – 5 pm @ Hidden Spaces “Schreinerei – Meisterbude”; meeting point 4.50 pm at Adlerhof
* 17.10.09 – 2.30 pm; meeting 2.20 pm at Adlerhof
* 17.10.09 – 5 pm; meeting 4.50 pm at Adlerhof
* 18.10.09 – 2.30 pm; meeting 2.20 pm at Adlerhof

extended text : seelenraub by Evamaria Schnaller

Evamaria Schnaller
seelenraub

Der Seelenraub.     Jedes Foto raubt dem fotografierten Objekt ein Stück Seele.
Das Polaroid.     Durch die Einstellung der Produktion wird der Fotografie ein Stück Geschichte geraubt.
Vogelsang.     Ein Unort
Die Videodokumentation.     Details des Ortes werden fotografiert.
Durch das Zurücklassen des Polaroids an der Stelle wird der Versuch unternommen dem Ort Seele einzuhauchen.
Die Garderobe.    Das Video wird in der Garderobe des Kinos präsentiert.
Hier werden die Hosen fallen gelassen.

gedanken zur ausführung

Kein geflügeltes Wort für Freiheit. Vogelsang. Wo bleibt die Freiheit, die jenes Wort Vogel-sang animalisch impliziert? Der Vogel sang. Singen als Ausdruck.
Die Gesänge der Vergangenheit wie Sirenenklänge die fesseln und peitschen. Die Neuinterpretationen am Ort scheinen den Disharmonien Futter zuzuführen. Ein Krächzen flirrt durch die Morschen Balken des brüchigen Vergangenheitskonstrukts. Mauern werden saniert, um Menschen neue Orte der Raumnutzung zu erschaffen.
Unter welchen archaischen Figuren wird nun geschwommen? Unter welchen Mauern gefrühstückt? Auf welchen Aussichtsplattformen die landschaftliche Kulisse genossen?

Der Ort lässt mich schaudern. Wie kann sie aufgebrochen werden, jene Vergangenheit, die immer noch wie ein giftiger Widerhaken im Fleisch des Volkes sitzt? Das Volk das kein Volk sein mehr möchte, sondern nach 60 Jahren auch in eine Normalität zurückgeführt werden muss. Die Vergangenheit soll jedoch Teil bleiben, um auch für zukünftige Generationen verstehbar zu sein.

Wagnis eingehen. Die kleine Gefahr lauert. Keine Erlaubnis erfragen, keine Kontrollen aufbürden. Nur der Ort in den man eintritt und die Möglichkeit, dass gesehen wird, wie man hier agiert. Wie man interveniert. Wie nackt fühlt man sich in dieser Kulisse. Der Kleidung und des Verstandes beraubt. Doch nur nackt kann man sich diesem Ort stellen, der selbst bar jeglicher Kleidung hüllenlos und kahl dasteht und in seiner Monumentalität die Landschaft unterjocht. Die rosa Farbe abgekratzt, die ausgebleichten Schädel schimmern durch das Mauerwerk, obwohl immer wieder versucht wird durch gelbe Farbe jene zu verdecken.

Das eigentliche Werk ist nicht das Video, sind nicht die Polaroids. Das tatsächliche Werk ist die Auseinandersetzung im Moment des filmischen Eindringens in einen Ort in Relation zum eigenen Körper. Die Erinnerung an Aufregung, das Wandern durch das Gelände, das Riechen der Stationen. Und die Bewusstwerdung des eigenen Körpers der nicht filmisch, nicht fotografisch sondern nur real erfühlt werden kann. Der Verstand erzählt von Dingen die theoretisch angeeignet sind. Die Wahrnehmung im Moment lässt die Gedanken ausbleichen und das körperliche Gefühl in den Fordergrund treten im Bewusstsein an einem aufgeladenen Ort zu stehen.

extended text : :asche: by Christine Thon & Lars Beuse

Christine S. Thon und Lars H. Beuse
:asche:

Christine S. Thon und Lars H. Beuse generieren aus vorgefundenem Vogelsang-Material, durch
einen direkten und prozesshaften 8 Wochen währenden Eingriff in der vorgefundenen Architektur
eine interventionistische Skulptur, die mit ihrer Außenseite an eine ruinenartige Struktur erinnert auf
die Formeln, Gleichungen, Linien aufgebracht sind, während in ihrem Inneren eine große Strenge
herrscht – eine innen-aussen Dialektik, die die Grundbestandteile der Vogelsang-Architektur in eine
abstrakte Form übersetzt, aus ihr hervorgegangen ist, gleichsam herausdestilliert worden ist.
Im Innersten der Struktur befindet sich eine technische Stahl/Plexiglaskonstruktion, die als
reaktives Behältnis für die Performerin dient – der „Vogelsang Reaktor“.
Dieser innerste Kern der Skulptur kann vom Besucher nur virtuell durch eine Video Liveübertagung
erlebt werden, die auf einem alten Fernseher ausserhalb der Skulptur zu sehen ist. In die
Außenwand der Skulptur sind kaleidoskopartige Röhren eingebracht, durch die die BesucherInnen
Teilaspekte der inneren Strukturen erkennen können.
Während der Performance wird der Reaktor eingeschaltet – die Performerin steigt in den inneren
Kern, um Teil einer Erinnerungsmaschine zu werden, um selbst Erinnerung zu sein.
Die ehemalige NS -“Ordensburg“ Vogelsang war eine Einrichtung, in der die politische Führung der
Nationalsozialisten auf ihren Einsatz in der Verwaltung des Deutschen Reiches vorbereitet wurde.
Wie kaum ein anderes Bauwerk steht Vogelsang für den Machtanspruch einer neuen „Elite“.
Die Architektur Vogelsangs spiegelt diesen Aspekt, mit all seinen verborgenen Ebenen, besonders
deutlich. Auf den ersten Blick scheint das wichtigste Material des Bauwerks Bruchstein zu sein, ein
Material, welches zu den traditionellen Baustoffen der Eifel zählt. Doch wenn man die Oberfläche
aus Bruchstein “abkratzt”, stößt man auf eine Konstruktion aus Stahlbeton, ein Material aus dem
Bunker gebaut wurden – Vogelsang ist eine Stahlbetonfestung, tauglich als Bunker, als Kaserne, als
durch und durch kriegerischer Ort.
In dieser Stahlbetonfestung waren nationalsozialistische politische Führungsakademien, die
sogenannten „Ordensburgen“ und die sogenannten „Adolf Hitler Schulen“ untergebracht –
Bildungseinrichtungen in Stahlbetonkonstruktionen, eingebettet in die Landschaft der Eifel.
In diesen Gebäuden konzentrieren sich wesentliche Aspekte der nationalsozialistischen Ideologie:
romantisierende, auf gemanisch-mystische Wurzeln verweisende Aspekte einerseits, und sehr
moderne industrielle Vorgehensweisen andererseits. Immer trägt diese Ideologie, selbst in ihren
Bildungseinrichtungen, die Möglichkeit und Option des Krieges in sich.
Das romantische, das „urdeutsche“, die Betonung der Naturwahrnehmung, die Verwendung
scheinbar natürlicher Materialien erweisen sich konkret im „Bau Vogelsang“, als theatralische
Inszenierung, als ein Ritual mit dem Ziel, durch emotionale Ansprache die Herzen der damaligen
Zeitgenossen zu gewinnen und von den kriegerischen Absichten abzulenken.
Wenn aber alles, was die Nationalsozialisten wollten, am Ende doch Krieg war, so ist auch ihr
Bildungssystem eine Form des Krieges – Bildung ist Krieg – Bildung ist Bunker – Bildung muss in
Stahlbeton gegossen werden.
Die Bildungssysteme der Nationalsozialisten waren tatsächlich Selektionssysteme – es waren
Syteme der akribisch erstellten „Listen“, der Quantifizierung. Selektion, Befehl und Gehorsam,
Gleichschaltung sind in diesem Zusammenhang Begriffe von entscheidender Bedeutung.
Lange vor 1933 bereiteten die Nationalsozialisten den Bildungsfeldzug vor: Schriftsteller, Künstler,
Intellektuelle waren vom ersten Tag der „Bewegung“ ein Hauptangriffsziel der NSDAP. Wenige
Monate nach der Machtergreifung kam es zu Bücherverbrennungen, von denen in den damaligen
Medien live berichtet wurde: Mann, Brecht, Heine, Tucholsky, Kästner waren wenige unter den
vielen, deren Bücher verbrannt wurden.